Fachaustausch im FrauenbeDacht – 10 Jahre Hilfen für wohnungslose Frauen gemäß Ordnungsrecht

Berlin, 8. März 2018

Besuchergruppe FBD 2018Es gibt viele Gründe die Arbeit des „FrauenbeDacht“ in Berlin-Wedding besser kennenzulernen.
Einen Tag vor dem Weltfrauentag und 3 Tage vor dem 10 jährigen Bestehen des FrauenbeDacht sind Senatorin Elke Breitenbach und Sozialstadtrat Ephraim Gothe der Einladung der GEBEWO gefolgt, um sich über die Bewohnerinnen und die soziale Arbeit im FrauenbeDacht kundig zu machen.

Die ordnungsrechtliche Unterbringung nach dem Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG) wird innerhalb der professionellen Wohnungsnotfallhilfe nicht selten als eine Art „Schmuddelecke“ der sozialen Arbeit angesehen, in der überwiegend privat-gewerbliche Betreiber wohnungslose Menschen in schlichten Unterkünften gegen Geld beherbergen. In Berlin sind auf dieser Rechtsgrundlage weit über 30.000 Menschen untergebracht.

Jedoch bieten in Berlin auch einige sozial-gemeinnützige Organisationen diese Unterkünfte an. Das FrauenbeDacht wurde am 10. März 2008 von der GEBEWO eröffnet und bietet 42 Frauen (und einem Kind) Schutz und Beratung. Die Bewohnerinnen haben nicht selten eine von Traumata und Gewalterfahrungen geprägte Biografie und haben es überaus schwer, mit ihren individuell unterschiedlichen sozialen Problemen und ihren i. d. R. nicht ausreichenden finanziellen Mitteln eine Wohnung in Berlin zu finden. So droht die vorübergehende Unterbringung zur Endstation zu werden.

Kommunen haben in Deutschland die gesetzliche Verpflichtung obdachlose Menschen unterzubringen. Die Schutzvorschrift „ASOG“ dient der öffentlichen Ordnung und Sicherheit und bedeutet eigentlich eine schlichte Unterkunft für kurze Zeit bis wieder geeigneter Wohnraum zur Verfügung steht. Die gelebte Realität in Berlin zeigt aber, dass viele Menschen, oft mit langjähriger Wohnungslosenbiografie, teils mit schweren Suchterkrankungen, psychischen Störungen und erheblichen sozialen Schwierigkeiten oft über viele Jahre in Gemeinschaftsunterkünften gemäß Ordnungsrecht leben und dort nicht selten weiter verwahrlosen, erkranken und sogar sterben.

Hausskizze mit ProblemfeldernDie GEBEWO hat ihre vier “ASOG plus“ Unterkünfte, darunter das Frauenbedacht mit sozialpädagogischen Fachkräften ausgestattet, die gezielt Beratung und persönliche Unterstützung anbieten. Das Frauenbedacht ist berlinweit als Unterkunft mit engagierter „Betreuung“ bekannt und wird auch gerne von psychiatrischen Kliniken und Sozialpsychiatrischen Diensten genutzt, um obdachlose Frauen gut unterzubringen. Dennoch ist dieses Angebot für manche der Bewohnerinnen längst nicht ausreichend. Die Aufenthaltszeit der Bewohnerinnen, die zwischen 18 und 75 Jahre alt sind, bemisst sich zwischen wenigen Tagen und fast 10 Jahren (Beheimatung). Das Zusammenleben im Haus ist schwierig. Ende des Jahres wurde das Haus sogar Ziel einer Reihe von Brandanschlägen. Vermutet wurde die Aktivität einer pyromanisch belasteten Bewohnerin. Schlimmeres konnte zum Glück verhindert werden. Dennoch waren Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen von den Vorfällen schwer belastet.

Über weitergehende Integrationsleistungen, über eine bessere Zusammenarbeit und über die generelle Funktion ordnungsrechtlicher Unterkünfte haben sich die Mitarbeiterinnen des Frauenbedacht zusammen mit Geschäftsführer Robert Veltmann mit Frau Senatorin Elke Breitenbach (SenIAS) und Sozialstadtrat Ephraim Gothe mit seinen beiden Bezirksmitarbeitern intensiv unterhalten. Ordnungsrechtliche Unterbringung wird in Berlin schon seit vielen Jahren nicht mehr dem ursprünglich vorübergehenden Charakter gerecht. Verwaltung und Träger müssen hier gemeinsam Ziele formulieren und zu einer besseren Zusammenarbeit finden. Das Schicksal wohnungsloser Frauen sollte nach 10 Jahren Betrieb und Erfahrungen im FrauenbeDacht anspornen, wirkungsvolle Maßnahmen und Lösungen abseits bürokratischer Hindernisse zu finden.

Zum Weltfrauentag wünschen wir allen Frauen ein gleichberechtigtes, gelingendes Leben mit Frieden, Respekt und Menschwürde. Dafür müssen wir, Männer wie Frauen sowie andere Geschlechter uns noch besser zusammenraufen.